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Vorsorge Zervixkarzinom

George Nicolas Papanicolaou (1883 - 1962), ein griechisch-amerikanischer Arzt und Pathologe entwickelte den sogenannten Papanicolaou-Abstrich (kurz: PAP-Abstrich), der eine Diagnose von Vorstufen des Zervixkarzinoms ermöglichte und so dessen Inzidenz- und Mortalitätsrate in Ländern mit organisiertem, aber auch opportunistischem Screening deutlich senkte. Diese Methode rettete und rettet somit vielen Frauen das Leben. Gemäss Daten der Nationalen Krebsregistrierungsstelle (NKRS) 2023 betrug die Mortalitätsrate des Zervixkarzinoms im Zeitraum von 2016-2020 in der Schweiz 1.84/100'000 Personenjahre. Im Vergleich dazu, betrug die Mortalitätsrate des Mammakarzinoms im gleichen Zeitraum 32.08/100'000 und die des Pankreaskarzinoms 16.72/100’00 [1]. Gemäss Globocan Statistik von 2023 stellt das Zervixkarzinom weltweit immer noch die 9. häufigste Malignom-assoziierte Todesursache dar [2]

Im Unterschied zu vielen anderen europäischen Ländern, existiert In der Schweiz kein organisiertes Screening Programm, sondern es wird ein rein opportunistisches Screening durchgeführt. Gemäss den Algorithmen der SGGG von 2018 [3] wird bei Frauen mit unauffälliger Anamnese zwischen 21-70 Jahren alle drei Jahre ein zytologisches Screening empfohlen und durch die Grundversicherung entsprechend vergütet. Als Alternative wird bei Frauen > 30 Jahre ein primäres HPV-Screening empfohlen, welches derzeit von der Grundversicherung noch nicht vergütet wird.

Bereits 1976 postulierte der deutsche Arzt und Nobelpreisträger Harald zur Hausen humane Papillomaviren (HPV) als Ursache des Zervixkarzinoms und seiner Vorstufen. Dies wurde in der Folge durch den experimentellen Nachweis von high-risk HPV in der Mehrheit der Zervixkarzinome bestätigt. Gemäss der aktuellen WHO-Klassifikation sind nur ca. 5-7% der Plattenepithelkarzinome und ca. 15-20% der endozervikalen Adenokarzinome HPV-negativ [4].

Die Möglichkeit des Nachweises von HPV mittels PCR führte in vielen Ländern zu einem Paradigmenwechsel in der Screening Strategie mit Einführung eines primären HPV-Screenings. Im Gegensatz zum Zytologie-basierten Screening werden hier nicht Vorläuferstufen des Zervixkarzinoms nachgewiesen, sondern die Infektion durch HPV. Bei Nachweis von HPV-high-risk Viren wird zusätzlich eine zytologische Untersuchung durchgeführt, deren Resultat das weitere klinische Vorgehen bestimmt. Das primäre HPV-Screening wird im Vergleich zum Zytologie-basierten Screening in der Literatur als sensitiver, jedoch als weniger spezifisch beschrieben. Die höhere Sensitivität erlaubt eine Verlängerung des Kontrollintervalls, die tiefere Spezifität kann mit einer höheren Rate an unnötigen Kontrolluntersuchungen einhergehen [5,6].

 

Literaturangaben
[1] NICER · Nationales Institut für Krebsepidemiologie und -registrierung (https://www.nicer.org/)
[2] Global Cancer Observatory (https://gco.iarc.fr/en)
[3] 
B. Frey Tirri et al. Expertenbrief Nr 50: Empfehlungen für die Gebärmutterhalskrebsvorsorge (https://www.sggg.ch/fileadmin/user_upload/Formulardaten/akt_50_D_Gebaermutterhalskrebsvorsorge_01.03.18.pdf und https://www.sggg.ch/fileadmin/user_upload/Formulardaten/Algorithmen_zum_Expertenbrief_Nr_50_D.pdf)
[4] 
Female Genital Tumours. WHO Classification of Tumours, 5th Edition, Volume 4. 2020.
[5] Screening for Cervical Cancer US Preventive Services Task Force Recommendation Statement. JAMA. 2018;320(7):674-686. doi:10.1001/jama.2018.10897
[6] Swid MA et al.: Modern Pathology. 2022;35:858–864; doi.org/10.1038/s41379-022-01052-4.